Der Citroën 5 HP vom Typ C Torpedo

Der Citroën 5 HP – Baujahr 1922 …oder warum ein kleiner Junge ein altes Auto braucht!

Die Geschichte zu dieser merkwürdigen Überschrift beginnt 1983. Stephan Arbeitlang, damals gerade sechs Jahre alt geworden, war mit seinen Eltern in Frankreich, um dort einen Citroën Traction Avant zu kaufen und mit ihm auf Achse nachhause zu fahren.

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Der Oldtimer-Besitzer Stephan Arbeitlang unterwegs mit seinem Citroën 5 HP des Baujahres 1922

Träumen darf man!

Daheim angekommen, wurde erst einmal fleißig Literatur zum Thema Citroën gekauft. In einem dieser Bücher war ein leicht unscharfes Bild eines 5 HP Prototypen abgebildet. Stephan, der gerade seine ersten Leseversuche begonnen hatte, fand heraus, dasses dieses lustig anzusehende Auto nur in Gelb gab.

Von diesem Augenblick an war klar – Stephan braucht ein solches Auto!

Wie es so oft ist, kleine Kinder brauchen alles und müssen auch alles haben, bekommen es aber nicht und vergessen es dann wieder. Klein Stephan, Sie ahnen es, wer diesen Text geschrieben hat, blieb aber am Ball.

Immer wieder wurde das Buch gelesen und verliebt das Bild bewundert. Ende der achtziger Jahre hatte Stephan seinen Papa weich geklopft und es wurde ein angebotener Citroën 5 HP besichtigt.

Damals siegte die Erkenntnis, dass ein Zweisitzer mit gerade einmal 9 PS nicht unbedingt reisetauglich ist und somit nicht in Frage kommt. Thema abgehakt.

Kindheitsträume werden wahr!

Lange Jahre vergingen bis wieder ein Citroën 5 HP angeboten wurde, der dann auch gleich besichtigt wurde.

Allerdings hatte ich mein Erspartes und – rein zufällig – auch gleich einen Anhänger dabei. Das war im April 1999.

Zwischenzeitlich hatte ich mich ausgiebig mit der Geschichte des kleinen Wagens beschäftigt und wusste so genau, welche Fahrzeuge für mich in Frage kamen. Es musste ein früher 5 HP, also ein Citroën 5 HP Typ C Torpedo, sein.

Dieser wurde von 1921 bis 23 gebaut. Des weiteren gab es noch den C2 als Torpedo, Coupé und Cabriolet sowie den auf 11 PS erstarkten Citroën C 3 als Trefle, faux Trefle, Torpedo und als Kastenwagen.

All diese Varianten sind zwar nett aber eben nicht der Ursprung und somit für mich damals uninteressant. Der C2 und der C3 wurde bis 1926 gefertigt. Die gelbe Farbe war nur bis März 1923 im Programm.

Der damals angebotene Citroën 5 HP erwies sich als strukturell gesund und somit für mich als Vorkriegs-Neuling restaurierbar. Er war fast komplett, nur leider waren die Restaurierungsversuche eines Vorbesitzers alles anderes als brauchbar.

Gegenstand dieses Berichtes soll nun nicht die Restaurierung werden. Deshalb lassen ich diese außen vor und beschreibe Ihnen lieber, warum Andre Citroën den 5 HP überhaupt baute und wie man mit einem solchen Fahrzeug unterwegs ist.

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Stephan Arbeitlang und sein Citroën-Oldtimer vom Typ 5 HP …die Landstrasse gehört uns!

Der Citroën 5 HP und mehr… die lebendige Automobilgeschichte der Marke mit dem berühmten Doppelwinkel:

In ganz Europa gab es nach dem ersten Weltkrieg das Verlangen nach günstigen Automobilen für die Massen. Überall gab es sogenannte Cyclecars, also Automobile gebaut aus Motorradteilen. Diese Fahrzeuge nutzten eine Gesetzeslücke und waren somit steuer- und zulassungsfrei.

Da es aber immer wieder zu schweren Unfällen mit solchen Flitzern kam, änderte man die entsprechenden Gesetze ab. Zum ersten Januar 1921 wurden die Cyclecars rechtlich dem „richtigen“Automobil gleichgestellt. Sofort brach der Markt zusammen und das obwohl ja scheinbar Bedarf bestand.

Andre Citroën erkannte als erster diese Marktlücke und brachte bereits im März 1921 den Citroën 5 HP heraus.

Im Gegensatz zu den meist recht provisorisch und zusammengeflickt wirkenden Cyclecars war der Citroën 5 HP ein richtiges Automobil. Da er, wie auch die großen Citroëns, am Fließband gefertigt wurde, war er entsprechend günstig.

Bis 1926 verließen über 80.000 Exemplare die Werkshallen. Citroën stellte die Fertigung des Wagens nicht wegen nachlassender Nachfrage ein, sondern weil er, aus Citroëns Sicht, veraltet war.

Die Karosserie des 5 HP besteht noch aus Blechen, die auf einem Holzrahmen genagelt sind.

Alle anderen Citroën-Typen wurden ab August 1921 jedoch schon mit einer Ganzstahlkarosserie gebaut.

Eine ‚tout acier‘ (Ganzstahl) Karosserie hätte den 5 HP allerdings derart verteuert, dass er nicht mehr verkaufbar gewesen wäre. Opel kopierte den 5 HP Typ C Torpedo und verkaufte ihn als Opel 4/12 PS Laubfrosch.

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Der Citroën 5 HP Oldtimer von 1922 vor historischen Eisenbahn-Waggons in Bruchhausen-Vilsen bei Bremen

Der spannende Oldtimer-Fahrbericht – der Citroën 5 HP vom Typ C Torpedo des Baujahres 1922.

Wie fährt sich ein solches Automobil? Bevor man in einen Citroën 5 HP steigt, sollte man sich bewusst sein, dass man mit großen Füßen aufgeschmissen ist. Die Pedale liegen viel zu eng beieinander. Außerdem stehen dann auch noch die Handbremse und der Ganghebel im Weg herum.

Citroën schrieb damals, dass ein 5 HP geeignet ist für Leute die nicht über 1,70 Meter groß sind. Ist man sich dessen bewusst, steigt man über die Beifahrerseite ein. Ein wenig klettern und schon sitzt man recht bequem.

Nun wird der unterm Tank hängende Benzinhahn (Fallbenzin ohne Pumpe) geöffnet, der Choke und der Zündknaufgezogen und nach einer kurzen Wartezeit tritt man mit dem rechten Fuß auf den Anlasserknopf. Vorausgesetzt es ist kein Gang eingelegt, tobt nun der Anlasser los. Ein Höllenlärm!

Anlassen mit eingelegtem Gang und getretener Kupplung mag der Kleine überhaupt nicht. Es gibt allerdings Tage an denen gekurbelt werden muss. Passen die Außentemperaturen reicht eine halbe Kurbelumdrehung. An kalten Novembertagen dürfen es auch schon mal zwei oder drei Umdrehungen sein.

Läuft der Kleine dann muss man wieder ein wenig warten. Um einen Gang einzulegen läuft der Motor mit gezogenem Choke viel zu schnell. Läuft der Motor auch ohne Choke zufriedenstellend kann die Reise losgehen.

Dazu löst der Fahrer zuerst die Handbremse, um dann den ersten Gang unten rechts einzulegen. Legt man zuerst den Gang ein, stehen sich Handbremse und Ganghebel im Weg! Im Stand kracht es nun ein wenig und dann geht’s los.

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Veteranen-Kamera und Citroën-Oldtimer… da ‚blitzt‘ doch keiner, oder?

Den rechten Fuß auf das mittlere Pedal und vorsichtig Gas geben. Am Beginn einer Fahrt ist der Kleine noch recht mürrisch. Hat er dann erst einmal Fahrt aufgenommen, geht es recht zügig voran. Begleitet durch das Heulen des geradverzahnten Getriebes erreicht man flott den Gangwechselzeitpunkt.

In der Ebene liegt dieser bei ca. 10 Stundenkilometern. Dazu Fuß vom Gas, Kupplung mit dem linken Fuß getreten, Gang raus, Fuß von der Kupplung, kurz warten, kuppeln und den zweiten Gang oben links einlegen.

Während man sich dabei Zeit nehmen muss um zum Einen nicht in den Rückwärtsgang zu schalten (ohne Sperre oben rechts) und zum Anderen ein lautes Krachen zu verhindern, sollte nun recht flott wieder Gas gegeben werden. Man wird sonst einfach zu langsam. Gleiches gilt für den Wechsel in dritten Gang (unten links).

Legt man bei ca. 15-20 Sachen den dritten Gang ein, rollt der 5HP genüsslich durch die Landschaft. Im großen Gang sind die Zahnräder schräg verzahnt und somit kreischt und jault jetzt auch nichts mehr.

Nun kann man den 5HP auf beachtliche 60 Stundenkilometer beschleunigen, die er auch problemlos erreicht.Wer nun wieder langsamer werden möchte, sollte sich das früh genug überlegen. Die rechts sitzende Fußbremse wirkt auf eine Trommel, die die Kardanwelle abbremst.

Die Handbremse verzögert wei über Gestänge betätigte Trommeln an den Hinterrädern. Für eine echte Gefahrenbremsung nach heutigen Maßstäben ist selbst die Kombination aus beiden Bremsen unbrauchbar. Auch ein Ausnutzen der Motorbremskraft ist nicht möglich, da bei zu hoher Motordrehzahlein nach unten schalten nicht möglich ist.

Das Herunterschalten funktioniert auch wieder nur mit doppelkuppeln. Allerdings sollte man um in den zweiten schalten zu können schon fast stehen. In den ersten Gang kommt man nur im Ausrollen geräuschlos.

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Hier passt einfach alles – der Oldtimer-Besitzer Stephan Arbeitlang mit seinem Citroën 5 HP von Anno Dazumal

Fazit:

Beachtet man alle Vorgaben, kann man auch mit 9 PS aus einem 860 ccm 4 Zylinder Viertakter die Welt erobern.

Ich fahre mit meinem 22er 5 HP jährlich ca. 3500 Kilometer. Und jedes Mal wenn ich in die Garage gehe, freue ich mich, diesen Kindheitstraum vom lustigen gelben Auto heute leben zu dürfen!

Übrigens… mein Citroën Traction Avant von damals steht heute natürlich neben seinem Markenkollegen 5 HP.

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Hier steht der Citroën 5 HP direkt neben dem berühmten ‚Gangsterwagen‘ Citroen Traction Avant 11 CV

Copyright Text und Fotos – Stephan Arbeitlang, Bruchhausen-Vilsen bei Bremen.

Für alle Citroënisten und natürlich sämtliche anderen Oldtimer-Freunde sind auch unsere weiteren bereits hier auf Edle-Oldtimer.de erschienenen Artikel über originelle Oldtimer des traditionsreichen französischen Automobil-Herstellers Citroën.

Heute gehört Citroen mit Peugeot, DS und Opel sowie eine ganze Reihe weiterer Marken zum Stellantis-Konzern.

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Nostagie total… der Citroën 5 HP von 1922 vor der historischen Dampflokomotive ‚Spreewald‘

Klassische Automobile von Citroën  …über 90 Jahre Créative Technologie aus Frankreich!

Citroën – avantgardistische Automobile vergangener Epochen aus Frankreich.

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3 Responses to Der Citroën 5 HP vom Typ C Torpedo

  1. Klaus Jensch sagt:

    Habe den Bericht mit Begeisterung gelesen. Habe selber einen C3 seit 1979.
    Nur die schrägverzahnten Zahnräder gibt es nicht im Getriebe. Es heult deswegen nicht weil der 3. Gang direkt gekuppelt ist.
    LG Klaus Jensch

  2. Werner schadwell sagt:

    Habe gerade eine 5hp gekauft der kocht hat jemand eine eine idee???

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