Das in Deutschland hergestellte Amphibien-Fahrzeug der 1960er-Jahre… Amphicar!
Amphicar, das deutsche Amphibien-Fahrzeug für zwei Welten… fit für die Strasse und souverän auf dem Wasser.
Amphicar 770… das fünfsitzige Sportboot-Cabrio mit zweifarbigen Sitzbezügen und einer durchgehende Sitzbank vorn.
Ein Auto, das gleichzeitig als Boot zu benutzen war, sollte damals die Welt erobern… ein Porträt des Amphicar 770.
Amphicar 770 – ein spannender deutscher Oldtimer zum Einsatz auf der Strasse und auf den Gewässern.
Der oder das Amphicar, gebaut von 1961 bis 1968, ist ein feines Amphibien-Fahrzeug der technischen Zeitgeschichte!
Die 1960er-Jahre waren nicht nur in Deutschland Jahre des Aufbruchs und vieler neuer Ideen. Und… Träumen durfte man auch!
So nimmt es nicht Wunder, dass der deutsche Ingenieur Hanns Trippel seine bereits im zweiten Weltkrieg an Amphibienautos durchgeführten Forschungen nun für ein ziviles Projekt umsetzen wollte.
Während einer Messe lernte Hans Trippel dann in den 1950ern den Industriellen Harald Quant kennen, den die Idee eines Amphibienfahrzeugs regelrecht begeisterte.
Der Traum des Schwimmwagen-Konstrukteurs Hanns Trippel wurde dann dank Harald Quant im Jahre 1961 Realität.
Der Absatzmarkt für ein solches Fahrzeug im Freizeit-Bereich oder auch für den professionellen Einsatz – wie für Jäger, Angler oder Ranger – schien zumindest theoretisch grenzenlos zu sein.
Der Amphicar 770 wurde in Lübeck sowie in Berlin-Borsigwalde bei den Industrie-Werken Karlsruhe gebaut.
Um die Marktchancen in den USA, dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten einzuschätzen, wurde ein Vorserienmodell des Amphicar bereits 1960 auf der New York Motor Show gezeigt.
In den zur Quandt-Gruppe gehörenden Industrie-Werken Karlsruhe begann die Amphicar-Produktion 1961 parallel in den Fertigungsstätten in Lübeck-Schlutup sowie in Berlin-Borsigwalde.
Dabei durchlief jedes Fahrzeug vor der Auslieferung stets eine Dichtigkeits-Prüfung der wannenförmig ausgebildeten Karosserie.
Amphicar 770… das fünfsitzige Sportboot-Cabrio mit zweifarbigen Sitzbezügen und einer durchgehende Sitzbank vorn.
Bedauerlicherweise hatten wir noch nie das Vergnügen, mit einem dieser Amphicars mitzufahren.
Mit einem Hauch von Freiheit und Abenteuer soll es nämlich durchaus grossen Spass bereiten, sich sowohl auf der Strasse als auch im Wasser motorisiert zu bewegen.
Die 770 im Namen des Amphicars bedeuteten eingängig… 7 Meilen im Wasser, 70 Meilen auf der Strasse.
Immerhin war der Amphicar das erste, in Serie hergestellte Amphibien-Fahrzeug für den Privat- und Freizeitgebrauch.
Heutzutage sind Amphicars zwar echte Exoten in der Oldtimer-Szene, gut gepflegte Exemplare haben aber durchaus ihren angemessenen Preis in einem engagierten Freundeskreis.
Dem Amphicar 770 blieb der grosse Erfolg verwehrt, nur etwa 3.870 Exemplare verliessen die Werkshallen.
Das deutsche Amphicar mit dem britischen Herzen des Triumph Herald 1200 mit einem Hubraum von 1.147 ccm.
Ein passender deutscher Motor konnte – da zu teuer – allerdings nicht beschafft werden, so griff man auf den Vierzylinder-Reihenmotor des Triumph Herald 1200 mit der Motorleistung von 38,3 PS des Herstellers British Leyland aus England zurück.
Ab dem Herbst 1962 wurde die Herstellung des Amphicar wegen der staatlichen Berlin-Beihilfen auf das Werk der Deutschen Waggon- und Maschinenfabrik in Berlin-Borsigwalde konzentriert, wobei die Karosserie weiterhin aus Lübeck zugeliefert wurde.
Zuerst wurden die Amphicars wegen der dort erwarteten guten Verkaufschancen ausschliesslich in den Vereinigten Staaten zu einem Preis von 3.395 US-Dollar angeboten.
Allerdings erschienen den Amerikanern die Amphicars dann einfach zu klein, waren sie doch an die damaligen Strassenkreuzer-Längen von über fünf Meter gewöhnt.
In Deutschland wurden erst 10.500.- DM und zuletzt, ab April 1963, 8.385.- D-Mark für dieses aussergewöhnliche Amphibien-Fahrzeug aufgerufen.
Amphicar… ein fünfsitziges Sportboot-Cabrio mit zweifarbigen Sitzbezügen und einer durchgehende Sitzbank vorn.
Ahoi! Für die Fahrt in das kühle Nass mussten die Türen zuerst mit einem Griff verriegelt werden, eine Lenzpumpe sorgte dann dafür, dass der Motorraum nicht voll lief.
Wendegetriebe für die Schrauben zugeschaltet, das Vierganggetriebe für die Hinterräder in den Leerlauf ausgekuppelt und… los ging es!
Zusätzlich zu der damals üblichen, eher spartanischen Ausstattung für die Strassenfahrt befand sich auf der vorderen Haube ein Positionslicht und ein Signalhorn.
Ein weisses Positionslicht und ein kleiner Flaggenmast auf der hinteren Haube ergänzten das maritime Outfit.
Amphicar, das deutsche Amphibien-Fahrzeug für zwei Welten… fit für die Strasse und souverän auf dem Wasser.
Sowohl auf der Strasse als auch im Wasser liess sich der Amphicar ganz normal bewegen.
Allerdings war der Wartungsaufwand schon deutlich grösser, denn nach einiger Zeit im Wasser mussten stets immerhin dreizehn Schmiernippel neu mit Fett versorgt werden.
Auch benötigten die Amphicar-Besitzer wegen des englischen Motors zusätzlich Werkzeuge in Zoll-Maßen.
Zu Wasser und auf dem Land… ein kleiner Technik-Steckbrief des Sportboot-Cabrios Amphicar 770
Der Amphicar-Motor und das Getriebe
- Vierzylinder-Reihenmotor des Triumph Herald 1200
- Hubraum 1.147 ccm – Bohrung & Hub 69,3 x 76 mm – Verdichtung 1 : 8
- Gemischaufbereitung– ein Fallstromvergaser Solex B 30 PSEl
- Motorleistung 38,3 PS bei 4.750 U/min – Drehmoment 7,8 mkg bei 2.500 U/min
- Ventiltrieb – hängend, Stoßstangen und Kipphebel, seitliche Nockenwelle, Antrieb durch Kette
- modifiziertes Viergang-Hermes-Getriebe mit Mittelschaltung der Hamburger Tempo-Werke Vidal.
Das Amphicar-Fahrwerk
- Selbsttragende Ganzstahl-Karosserie, verstärkt durch mit Doppelrohr-Rahmen. Als Schwimmkörper wasserdicht verschliessbar.
- Vorderradaufhängung – gezogene Kurbellenker, Federbeine mit Schraubenfedern
- Hinterachse – gezogene Kurbellenker, Federbeine mit Schraubenfedern
- Heckantriebsblock – Motor hinter, Getriebe vor der Hinterachse
- während der Strassenfahrt – Hinterradantrieb
- Antrieb im Wasser – zwei dreiflügelige Kunststoff-Schrauben links und rechts vom Motor
Die Maße des Amphicar 770
- Länge 4.330 mm – Breite 1.565 mm – Höhe 1.520 mm
- Spur vorne 1.212 mm – Spur hinten 1.260 mm – Radstand – 2.100 mm
- Gesamtgewicht mit Öl, Wasser und Kraftstoff – 1.050 kg
- Höchstgeschwindigkeit – auf der Strasse 113 kmh, im Wasser 12 kmh
Die Amphicar-Standardfarben waren rot, weiss und türkis. Wenige Fahrzeuge wurden aber auch in gelb ausgeliefert, auch soll es ein schwarzes Amphicar gegeben haben.
Trotz eines Achtungserfolgs blieb der grosse und fest eingeplante Verkaufserfolg des Amphicars in Nordamerika aus.
Auch in der deutschen Heimat konnten nicht sehr viele dieser ungewöhnlichen Amphibien-Wagen abgesetzt werden.
Nicht nur, dass man zwei Führerscheine – sowohl für die Strasse als auch für die Binnengewässer – als Fahrzeugführer benötigte, auch engten die behördlichen Vorschriften den Einsatz abseits öffentlicher Strassen und Wege deutlich ein.
Für den Hersteller war das Amphicar stets ein von Harald Quant geduldetes Verlustgeschäft, das allerdings dann kurz nach dessen Tod durch Flugzeugabsturz im Jahre 1967 beendet wurde.
In verschiedenen Automuseen haben wir bislang einige Amphicars hautnah erleben und fotografieren können.
Statisch – also ohne ‚Action‘ auf der Strasse, an Uferböschungen oder auf Flüssen und Seen – erlebten wir das Amphicar von vorn und hinten sowie von den Seiten in den Ausstellungen der folgenden Museen:
Oldtimer Museum Rügen – starke Foto-Impressionen in Prora auf der Ostseeinsel Rügen.
Nostalgiemuseum und Café Syke-Okel – der Oldtimer-Treffpunkt vor den Toren der Freien Hansestadt Bremen.
Einige der in diesem Beitrag veröffentlichten Amphicar-Aufnahmen entstanden auch an der original erhaltenen, ehemaligen Gasolin-Tankstelle in Bruchhausen-Vilsen, einer stimmungsvollen Foto-Location im mittleren Niedersachsen.
Fotos vom Amphicar 770 in seinem nassen Element, dank unserem Leser und Amphicar-Besitzer Thomas Kütter.
Es war reiner Zufall, dass wir während des Sommerfestes im Juli 2024 im Nostalgie-Café in Syke-Okel südlich von Bremen den Amphicar-Enthusiasten Thomas Kütter und seine ebenfalls im Amphibienbereich involvierte Ehefrau kennenlernen durften.
Dank ihrer Unterstützung können wir hier nun – endlich – auch mit schönen Amphicar-Aufnahmen am und im Wasser aufwarten.
Ahoi, Amphicar- und Oldtimer-Freunde… wir wünschen weiterhin gute Fahrt zu Wasser und auf dem Lande!
Ganz besonders danken wir dem peniblen Techniker Thomas Kütter, dass er unser bereits im März 2021 online gestelltes Amphicar-Fotoporträt auf eingeschlichene Fehler überprüfte und uns dabei half, es durch weitere spannende Details zu ergänzen.
Das Vorbild… Amphibien-Wagen für militärischen Einsatz, die VW-Schwimmwagen Typ 166
.
Auf Forderung des deutschen Generalstabs während des zweiten Weltkrieges wurde von der Porsche KG ab 1940 ein schwimm- und geländegängiger Viersitzer entwickelt, dessen Produktion Mitte 1942 im brandneuen Volkswagenwerk in Wolfsburg anlief.
Nach einer Kleinserie von 150 Exemplaren des VW-Typs 128 mit wannenförmiger Karosserie und herabschwenkbarer Schraube im Heck folgte das Modell VW-Typ 166 mit verkürzter Wanne.
Von diesem robusten Fahrzeug wurden für militärische Zwecke insgesamt 14.276 Schwimmwagen hergestellt, von denen eine ganze Reihe als heute begehrte Oldtimer-Fahrzeuge überlebt haben.
Von der Konzeption her kann dieser Allrounder der Wehrmacht durchaus als Vorbild für das Amphicar 770 der 1960er-Jahre gelten.
Have a look… Die Kübel – und Schwimmwagen… Militärausführungen des KDF-Wagens im zweiten Weltkrieg.
Ein Teilnehmer-Fahrzeug des 8. internationalen Volkswagen Veteranentreffens in Hessisch Oldendorf im Juni 2022.
Amphibien-Fahrzeuge im Tourismus – Sightseeing auf der Strasse und vom Wasser aus!
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Mit Fahrzeugen, die sowohl an Land als auch im Wasser fahren können, gewinnt man eine gänzlich andere Sicht auf sein Umfeld und auf zu bestaunende Sehenswürdigkeiten.
So gibt es in so einigen Großstädten, die neben spannender Architektur auch viele Wasserflächen, wie Flüsse, Seen und Kanäle aufweisen, die Möglichkeit, Besichtigungstouren mit Amphibien-Fahrzeugen zu unternehmen.
In Deutschland sind es die Hamburger, die ihren Besuchern eine spannende amphibische Stadtkreuzfahrt durch Hamburgs historische Speicherstadt, die moderne HafenCity und den Stadtteil Rothenburgsort mit dem sogenannten Hafencity Riverbus bieten.
In Boston, der unbestrittenen Metropole von Neuengland, sahen wir Dutzende von amphibischen Landungsbooten der US-Army aus dem zweiten Weltkrieg, die Touristen aus aller Welt für einen ganz besonderen Blick auf das schöne Stadtbild sowie seine reizvollen Gewässer schipperten – Boston Duck Tours.
Amphibien-Fahrzeuge gleicher Art und ebenfalls im Einsatz als Sightseeing-Busse erlebten wir hautnah auch an der Waterfront und den Quays des Stadtstaates Singapur in Südostasien.
Klasse Lesetipps für alle Oldtimer-Fans – neue Bücher rund ums historische Automobil.
Die Designstars und Raritäten berühmter, aber längst untergegangener deutscher Marken.
Mit Links zu sämtlichen Fotoshows aller, von uns bislang fotografierten deutschen Oldtimern – Classic Cars & Bikes:.
Deutsche Oldtimer… faszinierende Fotoserien automobiler Legenden vergangener Epochen.
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Hallo Herr Möller,
Wenn Sie mir Ihre Handynummer oder Email Adresse schicken, kann ich Ihnen Fotos vom meinem Amphicar aus dem Artikel schicken.
Gruss Thomas Kütter (okel)