Das Amphicar 770

Das in Deutschland hergestellte Amphibien-Fahrzeug der 1960er-Jahre… Amphicar!

Amphicar, das deutsche Amphibien-Fahrzeug für zwei Welten… fit für die Strasse und souverän auf dem Wasser. 

Amphicar 770… das fünfsitzige Sportboot-Cabrio mit zweifarbigen Sitzbezügen und einer durchgehende Sitzbank vorn.

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Ein Amphicar 770 beim Corso der Oldtimer-Tage 2023 am PS.Speicher in der niedersächsischen Bierstadt Einbeick

Ein Auto, das gleichzeitig als Boot zu benutzen war, sollte damals die Welt erobern… ein Porträt des Amphicar 770.

Amphicar 770 – ein spannender deutscher Oldtimer zum Einsatz auf der Strasse und auf den Gewässern. 

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Ein fabrikneues Amphicar 770 – ausgestellt im Deutschen Technikmuseum an der Ladestrasse des früheren Anhalter Bahnhofs in Berlin-Kreuzberg

Der oder das Amphicar, gebaut von 1961 bis 1968, ist ein feines Amphibien-Fahrzeug der technischen Zeitgeschichte!

Die 1960er-Jahre waren nicht nur in Deutschland Jahre des Aufbruchs und vieler neuer Ideen. Und… Träumen durfte man auch!

So nimmt es nicht Wunder, dass der deutsche Ingenieur Hanns Trippel seine bereits im zweiten Weltkrieg an Amphibienautos durchgeführten Forschungen nun für ein ziviles Projekt umsetzen wollte.

Der Absatzmarkt für ein solches Fahrzeug im Freizeit-Bereich oder auch für den professionellen Einsatz – wie für Jäger, Angler oder Ranger – schien zumindest theoretisch grenzenlos zu sein.

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Ein fabrikneues Amphicar 770 im Deutschen Technikmuseum in Berlin-Kreuzberg – die Heckansicht

Der Amphicar 770 wurde in Lübeck sowie in Berlin-Borsigwalde bei den Industrie-Werken Karlsruhe gebaut.

Um die Marktchancen in den USA, dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten einzuschätzen, wurde ein Vorserienmodell des Amphicar bereits 1960 auf der New York Motor Show gezeigt.

Der Traum des Schwimmwagen-Konstrukteurs Hanns Trippel wurde dann im Jahre 1961 Realität. In den zur Quandt-Gruppe gehörenden Industrie-Werken Karlsruhe begann die Produktion parallel in den Fertigungsstätten in Lübeck-Schlutup und in Berlin-Borsigwalde.

Dabei durchlief jedes Fahrzeug vor der Auslieferung eine Dichtigkeits-Prüfung der wannenförmig ausgebildeten Karosserie.

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Lenkrad und Armaturenbrett des Amphicar 770 – Nostalgie-Museum Syke-Okel in Niedersachsen

Amphicar 770… das fünfsitzige Sportboot-Cabrio mit zweifarbigen Sitzbezügen und einer durchgehende Sitzbank vorn.

Bedauerlicherweise hatten wir noch nie das Vergnügen, mit einem dieser Amphicars zu fahren. Es soll nämlich durchaus grossen Spass bereiten, sich sowohl auf der Strasse als auch im Wasser motorisiert zu bewegen.

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Das Amphicar nutzte den 38,3 PS Vierzylinder-Reihenmotor des Triumph Herald 1200

Immerhin war der Amphicar das erste, in Serie hergestellte Amphibien-Fahrzeug für den Privat- und Freizeitgebrauch.

Heutzutage sind Amphicars zwar echte Exoten in der Oldtimer-Szene, gut gepflegte Exemplare haben aber durchaus ihren angemessenen Preis.

Dem  Amphicar 770 blieb der grosse Erfolg verwehrt, nur etwa 3.500 Exemplare verliessen die Werkshallen.

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Ein fahrbereites Amphicar an der historischen Gasolin-Tankstelle in Bruchhausen-Vilsen.

Das deutsche Amphicar mit dem britischen Herzen des Triumph Herald 1200 mit einem Hubraum von 1.147 ccm. 

Ein passender deutscher Motor konnte allerdings nicht beschafft werden, so griff man auf den Vierzylinder-Reihenmotor des Triumph Herald 1200 mit der Motorleistung von 38,3 PS des Herstellers British Leyland aus England zurück.

Ab dem Herbst 1962 wurde die Herstellung des Amphicar auf das Werk der Deutschen Waggon- und Maschinenfabrik in Berlin-Borsigwalde konzentriert.

Zuerst wurden die Amphicars wegen der dortigen guten Verkaufschancen ausschliesslich in den Vereinigten Staaten zu einem Preis von 3.395 US-Dollar angeboten.

In Deutschland wurden zuletzt ab April 1963 8.385.- D-Mark für dieses aussergewöhnliche Amphibien-Fahrzeug aufgerufen.

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Das Amphicar 770 mit zwei Schrauben am Heck, einem Rettungsring und zünftig mit der Deutschland-Flagge

Amphicar… ein fünfsitziges Sportboot-Cabrio mit zweifarbigen Sitzbezügen und einer durchgehende Sitzbank vorn.

Ahoi! Für die Fahrt in das kühle Nass mussten die Türen zuerst mit einem Griff verriegelt werden, eine Lenzpumpe sorgte dann dafür, dass der Motorraum nicht voll lief.

Wendegetriebe für die Schrauben zugeschaltet, das Vierganggetriebe für die Hinterräder in den Leerlauf ausgekuppelt und… los ging es!

Zusätzlich zu der damals üblichen, eher spartanischen Ausstattung für die Strassenfahrt befand sich auf der vorderen Haube ein Positionslicht und ein Signalhorn.

Ein weisses Positionslicht und ein kleiner Flaggenmast auf der hinteren Haube ergänzten das maritime Outfit.

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Amphicar und Borgward Isabella – zwei Oldtimer an der ehemaligen Gasolin-Tankstelle von Bruchhausen-Vilsen

Amphicar, das deutsche Amphibien-Fahrzeug für zwei Welten… fit für die Strasse und souverän auf dem Wasser. 

Sowohl auf der Strasse als auch im Wasser liess sich der Amphicar ganz normal bewegen.

Allerdings war der Wartungsaufwand schon etwas grösser, denn nach einiger Zeit im Wasser mussten stets immerhin dreizehn Schmiernippel neu mit Fett versorgt werden.

Deutsche Oldtimer – unser Archiv für klassische Automobile der deutschen Hersteller hier auf Edle-Oldtimer.de.

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Der Amphicar 770 – ein feines Museumsstück im PS-Speicher im niedersächsischen Einbeck

Zu Wasser und auf dem Land… ein kleiner Technik-Steckbrief des Sportboot-Cabrios Amphicar 770

Der Amphicar-Motor

  • Vierzylinder-Reihenmotor des Triumph Herald 1200
  • Hubraum 1.147 ccm – Bohrung & Hub 69,3 x 76 mm – Verdichtung 1 : 8
  • Gemischaufbereitung– ein Fallstromvergaser Solex B 30 PSEl
  • Motorleistung 38,3 PS bei 4.750 U/min – Drehmoment 7,8 mkg bei 2.500 U/min
  • Ventiltrieb – hängend, Stoßstangen und Kipphebel, seitliche Nockenwelle, Antrieb durch Kette

Das Amphicar-Fahrwerk

  • Selbsttragende Ganzstahl-Karosserie, verstärkt durch  mit Doppelrohr-Rahmen. Als Schwimmkörper wasserdicht verschliessbar.
  • Vorderradaufhängung  – gezogene Kurbellenker, Federbeine mit Schraubenfedern
  • Hinterachse – gezogene Kurbellenker, Federbeine mit Schraubenfedern
  • Heckantriebsblock – Motor hinter, Getriebe vor  der Hinterachse
  • während der Strassenfahrt – Hinterradantrieb
  • Antrieb im Wasser – zwei dreiflügelige Kunststoff-Schrauben links und rechts vom Motor

Die Maße des Amphicar 770

  • Länge 4.330 mm – Breite 1.565 mm – Höhe 1.520 mm
  • Spur vorne 1.212 mm – Spur hinten 1.260 mm – Radstand – 2.100 mm
  • Gesamtgewicht mit Öl, Wasser und Kraftstoff – 1.050 kg
  • Höchstgeschwindigkeit – auf der Strasse 113 kmh, im Wasser 12 kmh
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Dieses Amphicar ist mit geschlossenem Verdeck im Oldtimer-Museum Prora auf der Ostseeinsel Rügen ausgestellt

Trotz eines Achtungserfolgs blieb der grosse und fest eingeplante Verkaufserfolg des Amphicars in Nordamerika aus.

Auch in der deutschen Heimat konnten nicht sehr viele dieser etwas skurilen Amphibien-Wagen abgesetzt werden.

Nicht nur, dass man zwei Führerscheine – sowohl für die Strasse als auch für die Binnengewässer – als Fahrzeugführer benötigte, auch engten die behördlichen Vorschriften den Einsatz abseits öffentlicher Strassen und Wege deutlich ein.

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Das Amphicar 770 – sehr deutlich sieht man hier stilbildend die damals üblichen Heckflossen  – Oldtimer-Museum Prora

In verschiedenen Automuseen haben wir bislang einige Amphicars hautnah erleben und fotografieren können.

Statisch – also ohne ‚Action‘ auf der Strasse, an Uferböschungen oder auf Flüssen und Seen – erlebten wir das Amphicar von vorn und hinten sowie von den Seiten in den Ausstellungen der folgenden Museen:

PS.Speicher – die Geschichte der Mobilität im herausragenden Fahrzeugmuseum in der Bierstadt Einbeck.

Deutsches Technikmuseum Berlin – die Oldtimer-Ausstellung in der Ladestrasse des früheren Anhalter Bahnhofs.

Oldtimer Museum Rügen – starke Foto-Impressionen in Prora auf der Ostseeinsel Rügen.

Nostalgie-Museum Syke-Okel – der Oldtimertreffpunkt vor den Toren der Freien Hansestadt Bremen.

Einige der in diesem Beitrag veröffentlichten Amphicar-Aufnahmen entstanden auch an der original erhaltenen, ehemaligen Gasolin-Tankstelle in Bruchhausen-Vilsen, einer stimmungsvollen Foto-Location im mittleren Niedersachsen.

Bei Spassfahrten auf dem Wasser haben wir das Amphicar leider bislang noch nicht vor die Linse unserer neugierigen Kamera bekommen. Aber, da sind wir optimistisch… was nicht ist, kann ja noch werden!

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Das markante Amphicar-Logo auf der Motorhaube

Das Vorbild… Amphibien-Wagen für militärischen Einsatz, die VW-Schwimmwagen Typ 166

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Auf Forderung des deutschen Generalstabs während des zweiten Weltkrieges wurde von der Porsche KG ab 1940 ein schwimm- und geländegängiger Viersitzer entwickelt, dessen Produktion Mitte 1942 im brandneuen Volkswagenwerk in Wolfsburg anlief.

Nach einer Kleinserie von 150 Exemplaren des VW-Typs 128 mit wannenförmiger Karosserie und herabschwenkbarer Schraube im Heck folgte das Modell VW-Typ 166 mit verkürzter Wanne.

Von diesem robusten Fahrzeug wurden insgesamt 14.276 Schwimmwagen hergestellt.

Von der Konzeption her kann dieser Allrounder der Wehrmacht durchaus als Vorbild für den Amphicar 770 der 1960er-Jahre gelten.

Have a look… Die Kübel – und Schwimmwagen… Militärausführungen des KDF-Wagens im zweiten Weltkrieg.

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Ein Schwimmwagen vom VW Typ 166 im Wasser-Einsatz in der Oberweser am Fähranleger Grossenwieden bei Hessisch Oldendorf

Ein Teilnehmer-Fahrzeug des 8. internationalen Volkswagen Veteranentreffens in Hessisch Oldendorf im Juni 2022.

VW-Schwimmwagen in Action… das besondere Oldtimer-Spektakel im Juni 2022 nahe Hameln und auf der Weser!

Amphibien-Fahrzeuge im Tourismus – Sightseeing auf der Strasse und vom Wasser aus!

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Mit Fahrzeugen, die sowohl an Land als auch im Wasser fahren können, gewinnt man eine gänzlich andere Sicht auf sein Umfeld und auf zu bestaunende Sehenswürdigkeiten.

So gibt es in so einigen Großstädten, die neben spannender Architektur auch viele Wasserflächen, wie Flüsse, Seen und Kanäle aufweisen, die Möglichkeit, Besichtigungstouren mit Amphibien-Fahrzeugen zu unternehmen.

In Deutschland sind es die Hamburger, die ihren Besuchern eine spannende amphibische Stadtkreuzfahrt durch Hamburgs historische Speicherstadt, die moderne HafenCity und den Stadtteil Rothenburgsort mit dem sogenannten Hafencity Riverbus bieten.

In Boston, der unbestrittenen Metropole von Neuengland, sahen wir Dutzende von amphibischen Landungsbooten der US-Army aus dem zweiten Weltkrieg, die Touristen aus aller Welt für einen ganz besonderen Blick auf das schöne Stadtbild  sowie seine reizvollen Gewässer schipperten – Boston Duck Tours.

Amphibien-Fahrzeuge gleicher Art und ebenfalls im Einsatz als Sightseeing-Busse erlebten wir hautnah auch an der Waterfront und den Quays des Stadtstaates Singapur in Südostasien.

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Duck Tours – Amphibienwagen-Sightseeing auf dem Charles River in Boston, Massachussetts, Neuengland, USA

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