Zündapp Janus 250 – ein ungewöhnlicher Kleinwagen aus den 1950er Jahren.
Mit Kleinstwagen und Rollermobilen begann die automobile Motorisierung zum Beginn der Wirtschaftswunderzeit.

Dieser Zündapp Janus hat nur 520 Kilometer auf dem Tacho und steht im Deutschen Technikmuseum in Berlin-Kreuzberg
Der Zündapp Janus war das erste und blieb auch das einzige Automobil des bekannten Zweirad-Herstellers Zündapp.
Mitte der 1950er-Jahre schwächte sich der Zweirad-Boom der kargen Nachkriegszeit, von dem auch der Motorrad-Hersteller Zündapp aus Nürnberg enorm profitierte, deutlich ab.
So mancher Bundesbürger wollte nun beim Fahren aber auch ein festes Dach über dem Kopf haben, um unabhängig vor Unbilden der Witterung zu sein.
Der Volkswagen Käfer 1200, der Ford Taunus, ein Opel Olympia oder auch ein DKW 3=6, aber waren aufgrund noch sehr niedriger Einkommen für viele in der beginnenden Wirtschaftswunderzeit so gut wie unerreichbar.
Schnell entwickelten viele Firmen der aufstrebende Fahrzeugindustrie – oftmals mit Komponenten und Motoren aus der vorhandenen Motorrad-Fertigung – kleine oder kleinste Automobile unterschiedlichster Konzeptionen.
Bis auf Bayerischen Motoren Werke, die damals die BMW-Isetta anboten, sind allerdings alle damaligen Anbieter der Rollermobile und Kleinstwagen längst wieder vom Markt verschwunden.

Die hintere Einstiegs-Klappe des Zündapp Janus sieht nahezu genauso aus, wie die Fronttür, was schon verwirrend wirkt
In der römischen Mythologie war Janus der Gott des Anfangs und des Endes sowie der Gott der Türen und Tore.
Janus wurde stets mit zwei in entgegengesetzter Richtung blickenden Gesichtern als Symbol für Zwiespältiges oder Widersprüchliches dargestellt.
Dazu passend war der Name Janus für den Zündapp Kleinwagen sehr gut gewählt, denn die bis zu vier Fahrgäste sassen Rücken an Rücken auf zwei gegenläufig eingebauten Sitzbänken.
Auch konnte der Fahrgast-Raum schnell zur Liegefläche oder zum Transport sperriger Gegenstände umgebaut werden.
Damit bot der Janus mit den zwei gleichen Türen an Front- und Heckseite auf weniger als drei Metern Gesamtlänge einen Innenraum, wie er ansonsten seinerzeit nur in weit grösseren Mittelklasse-Autos üblich war.
Mit Kleinstwagen und Rollermobilen begann die automobile Motorisierung zum Beginn der Wirtschaftswunderzeit.

Ein Zündapp Janus mit geöffneter Vordertür auf der Bremen Classic Motorshow
Der Zündapp Janus entstand aus dem Projekt Dornier Delta der früheren, sehr bekannten Flugzeugwerke Dornier.
Ab Anfang der 1950er Jahre wurde bei Dornier unter Leitung von Claudius Dornier und Mitwirkung von Erich Hymer, der später durch seine Wohnwagen bekannt wurde, an einem viersitzigen, symmetrischen Kleinwagen mit der Motoren-Technik eines Motorrades gearbeitet.
Auch ein fahrfähiger Prototyp mit dem atypischen Mittelmotor namens Dornier Delta wurde erstellt.
Mit dem Auslaufen des Verbotes der Flugzeug-Herstellung und dem Anlaufen der eigenen Produktion verkaufte Dornier das Konzept des Delta an die Firma Zündapp, diese brachte das Fahrzeug dann zur Serienreife
Die Zündapp-Werke GmbH in Nürnberg wollten mit dem nun ‚Janus 250‘ genannten Fahrzeug das Lieferprogramm von ihren seinerzeit sehr beliebten Motorrädern zusätzlich auf Rollermobile bzw. Kleinstwagen ausweiten.

Mit dem Öffnen der Frnttür des Zündapp Janus 250 klappt auch das Lenkrad samt der kleinen Armaturentafel beiseite
Mit Kleinstwagen und Rollermobilen begann in Deutschland die automobile Motorisierung der Nachkriegszeit.
Konzeptionell war der Janus weder sportlich noch komfortorientiert, sondern ein gangbarer Versuch, Mikro- und Kleinstwagen mit einem eigenständigen Antriebskonzept zu kombinieren.
In engen Städten bot er durch seine Wendigkeit Vorteile bei der Parkplatzsuche und beim Durchqueren urbaner Räume, während längere Fahrten oder höhere Geschwindigkeiten aufgrund mangelnder Leistung mit erheblichen Einschränkungen verbunden waren.
Der kleine Einzylinder-Motor und die zugrundeliegende Technik dominierten eben eher den Charakter eines sparsamen Stadtwagens als eines alltagstauglichen Langstreckenfahrzeugs.

Auf diesem Bild des Zündapp Janus sind die gegenläufigen Sitzbänke für vier Personen deutlich sichtbar
Fahrzeuge bis 250 ccm durften mit dem alten Führerschein Klasse IV noch ohne praktische Prüfung gefahren werden.
Besonders verkaufsfördernd für Kleinstwagen und Rollermobile war die Möglichkeit, Fahrzeuge bis 250 ccm in der noch jungen Bundesrepublik mit einer einfachen Fahrerlaubnis ohne praktische Prüfung zu lenken.
Die alte Führerschein-Klasse IV wurde zwar 1954 aufgehoben, aber alle bis dahin ausgestellten Dokumente blieben weiterhin gültig. Es gab damals eben viele Menschen, die eine Führerschein-Prüfung scheuten, aber trotzdem mobil sein wollten.
Mobil mit einer Fahrerlaubnis ohne praktische Prüfung und dem alten Führerschein Klasse IV und dem Janus 250.

Der Instrumententräger und das Lenkrad des Janus 250 – einfach und zweckmässig, aber… wenig inspirierend
Ein innovativer Kleinwagen mit 250 ccm Motorrad-Zweitaktmotor… der technische Steckbrief des Zündapp Janus.
Motor und Getriebe
- Einzylinder-Zweitaktmotor als Mittelmotor, liegender Zylinder mit Gebläsekühlung
- Hubraum 248 ccm – Bohrung × Hub 67 mm × 70 mm –
- Verdichtung 6,8:1 – 26-mm-Fallstromvergaser
- Leistung – ca. 14 PS bei 5000/min
- Getriebe – Ziehkeil-Getriebe mit 4 Vorwärtsgängen und 1 Rückwärtsgang, Ratschenschaltung mit Handhebel
Fahrwerk
- Radaufhängung vorn – geschobene Längslenkerachse mit Längsschwingarmen. Feder-Dämpfer-Einheit, Stabilisator,
- Radaufhängung hinten – Pendelachse, Feder-Dämpfer-Einheit
- Zahnstangenlenkung
- hydraulisch betriebene, belüftete Trommelbremsen
Abmessungen und Fahrleistungen
- Länge 2.890 mm – Breite 1.410 mm – Höhe .1400 mm
- Radstand 1.825 mm – Spurweite vorn/hinten 1.150/1.180 mm
- Leergewicht ca. 425 kg – Zuladung ca. 300 kg
- Höchstgeschwindigkeit – ca. 80 bis 85 km/h
Gebaut wurde der Zündapp Janus nur von 1957 bis 1958 bei insgesamt 6.902 gefertigten Fahrzeugen.

Ein Zündapp Janus 250 – von uns aufgespürt im PS.Depot Kleinwagen des PS.Speichers in Einbeck
Nur 6.902 Zündapp Janus 250 wurden gebaut, erhalten gebliebene Exemplare sind heute begehrte Sammlerobjekte.
Hinderungsgründe für eine weitere Verbreitung des Zündapp Janus lagen sicherlich in seiner umstrittenen Konzeption und die Nähe des Neupreises von 3.330 DM inklusiv Heizung zu den günstigsten Mitteklasse-Wagen, wie beispielsweise dem Standard-Modell des VW Käfers.
Durch den zentralen Motor des Janus waren Gewicht und Trägheit ausgewogen verteilt, was in Kurvenstabilität und Wendigkeit positiv wirken sollte.
Allerdings führte eine unzureichende Motorabdeckung zu deutlichen Innengeräuschen und durch Abdichtungsprobleme zeitweise auch zu einer Geruchsentwicklung.
Der Volksmund spottete damals über den Zündapp Janus – vielleicht auch etwas neidisch auf Diejenigen, die sich ein Auto leisten konnten… ‚Vorne glotzen, hinten kotzen!‘

Chromglänzend und mit einem gewissen Stolz zeigt sich hier der Schriftzug ‚Janus 250‘ an der Flanke des Wagens
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Hier ist das Heck des Zündapp Janus 250 in unrestauriertem Zustand einschliesslich Jahrzehnte langer Gebrauchsspuren zu sehen
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