Das Hercules W 2000 Motorrad mit Wankelmotor

 Das Motorrad mit Einscheiben-Wankelmotor… Hercules W 2000 – genannt ‚Staubsauger‘.

Aufgrund der kleinen Einbaumaße und des geringen Gewichts eignete sich der Wankelmotor auch gut für Motorräder.

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Hier wankelt es… ein Querschnitt des Kreiskolben-Rotationsmotors des Hercules W 2000 Motorrads

Der Kreiskolbenmotor, Wankelmotor oder auch Rotationskolbenmotor …eingebaut in das Motorrad Hercules W 2000.

Ein Versuchsträger für den Wankelmotor, aus dem NSU Sportprinz wurde der offene NSU Wankel Spider!

Im Januar 1960 wurde der Kreiskolbenmotor auf einer VDI-Versammlung im Deutschen Museum München erstmals vor Fachleuten und der Presse präsentiert.

Der erste praxistaugliche Kreiskolbenmotor  – ab nun Wankelmotor oder auch Rotationskolbenmotor genannt – wurde noch im gleichen Jahr in einem umgebauten NSU Prinz gezeigt.

Die Vorzüge des Wankelmotors gegenüber dem Kolbenmotor:

  • Hohe Leistungskonzentration auf kleinem Raum
  • Einfachheit – kein Kurbeltrieb, keine Ventile
  • Vibrations- und geräuscharmer Lauf

Seine nicht ganz unbedeutenden Nachteile:

  • Der unökonomisch wirkende Brennraum mit der Folge eines deutlich höherem Spritverbrauchs
  • ungünstige Steuer- und Versicherungs-Einstufung beim deutschen Fiskus

Der finanzielle Erfolg der Erfindung Felix Wankels wurde schnell durch Lizenznehmer in der ganzen Welt, wie z. B. Mercedes-Benz, General Motors und Toyota, abgesichert, hielt aber – wie die Geschichte zeigte – nicht lange stand.

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Ein Hercules W 2000 Motorrad der ersten Serie ab Baujahr 1974 – Nostalgie-Museum Syke-Okel

Ein Motorrad namens ‚Staubsauger‘ – die Hercules W 2000 mit dem Wankelmotor.

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Fichtel & Sachs besass die Lizenzrechte zur Fertigung von Wankelmotoren bereits seit Anfang der 1960er Jahre, erworben wurden sie ursprünglich für den Bau von Stationär-Motoren.

Neben Suzuki, die von 1975 bis 1978 die Suzuki RE 5 als teures Topmodell fertigten, begeisterte sich in Deutschland die Firma Hercules für das Kreiskolben-Prinzip und brachte im September 1974 die Hercules W 2000 als konsumiges Naked Bike mit dem von Fichtel & Sachs übernommenen Einscheiben-Wankelmotor auf den Markt.

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Die Armaturen des Hercules W 2000 Motorrads mit der Lenker-Befestigung – Nostalgie-Museum Syke-Okel

Das deutsche Motorrad mit Wankelmotor, die wichtigsten Kenndaten der Hercules W 2000 der Bauzeit 1974 bis 1979.

Wegen der Form des gewaltigen Kühlgebläses wurde die Hercules W 2000 in der Szene gerne auch ‚Staubsauger‘ genannt.

  • Hersteller – Nürnberger Hercules Werke GmbH
  • Bauart – Naked Bike
  • Einscheiben-Kreiskolbenmotor  – System NSU-Wankel mit Gebläsekühlung
  • Kammer 294 ccm – max. Drehmoment 35 Nm bei 4.500 U/min.
  • Rotax 6-Gang-Getriebe – Kettenantrieb – Ölbadkupplung – Kickstarter
  • Leistung 27 PS/20 KW bei 6.000 U/min – Höchstgeschwindigkeit 140 kmh
  • Leergewicht 176 Kg
  • Normverbrauch 6,5 Liter/100 km
  • Produktionszeitraum – 1974 bis 1979
  • Gefertigte Stückzahl – ca. 1.800, überwiegend für den weltweiten Export

Ähnlich wie bei den NSU-Wankel-Automobilen gab es anfangs enorme Schwierigkeiten mit der Zuverlässigkeit des Motors, was letztendlich das ganze Motorprinzip des Wankels für Zweiräder in Verruf brachte und insgesamt dann auch in Frage stellte.

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Ein Hercules W 2000 Motorrad der ersten Serie ab Baujahr 1974 – ausgestellt im leider nicht mehr existierenden Automuseum Asendorf

In der zweiten Generation der Hercules W 2000 arbeitete der Wankelmotor jetzt endlich zuverlässig.

In der zweiten Generation, die 1977 vorgestellt wurde, pflegte Hercules mit der Hercules Wankel 2000 Injection dann erhebliche Verbesserungen einschliesslich einer Getrennt-Schmierung mit separatem Öltank und Öldosierpumpe ein.

Eine wichtige Änderung betraf auch die Kolbenbuchse, die nicht mehr mit einer kleinen Schweißnaht fixiert sondern mit drei Madenschrauben im Kolben gesichert wurde. So wurde endlich die erforderliche Standfestigkeit und Zuverlässigkeit erreicht.

Die ungünstige Steuer- und Versicherungs-Einstufung der Maschine behinderten aber weiterhin einen erfolgreichen Verkauf.

So war dann 1979 endgültig Schluss mit Lustig und das Wankel-Experiment bei Hercules war Geschichte.

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Eine Hercules W 2000 der zweiten Generation ab Baujahr 1977, ausgestellt im Automuseum Fichtelberg

Heute sind noch ungefähr 120 Maschinen des Typs Hercules W 2000 in Deutschland zugelassen.

Gut erhaltene Maschinen der zuverlässigeren zweiten Generation mit intaktem Wankelmotor der Hercules W 2000 sind heutzutage unter den Fahrern der Motorradszene begehrte Oldtimer-Fahrzeuge, die auch schnell mal 10.000.- Euro oder mehr kosten können.

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Der Einscheiben-Wankelmotor der Hercules W 2000 in Staubsauger-Form – Automuseum Fichtelberg

Ein kleiner Blick in die wechselvolle Geschichte der Nürnberger Hercules Werke.

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Die Hercules Werke wurden 1886 in Nürnberg als Fabrik für die Herstellung von Fahrrädern gegründet. Durch die Ansiedlung weiterer Fahrradwerke entwickelte sich Nürnberg zur Zeit der Wende zum 20 Jahrhundert zum Zentrum der deutschen Zweiradindustrie.

Die Motorradfertigung nahm Hercules dann 1905 auf, wobei die Motoren stets von Zulieferern verwendet wurden, ab Ende der 1920er Jahre dann auch von Fichtel & Sachs.

Nach Ende des Motorradbooms im Nachkriegs-Europa konzentrierte sich Hercules – wie andere Hersteller auch – auf den steigenden Bedarf an Mofa-, Moped- und Kleinkrafträdern mit Einzylindermotoren von 50 ccm.

Im Jahre 1958 kamen die Hercules Werke nach verschiedenen Eigentümerwechseln zur Fichtel & Sachs AG.

Nachdem Fichtel & Sachs 1991 vollständig von Mannesmann übernommen worden war, verkaufte der neue Hercules-Mutterkonzern 1995 die Marke Hercules sowie die Fahrradproduktion an die niederländische ATAG Cycle Group.

2014 kaufte die Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft ZEG die Rechte an der Marke Hercules der Accell Group ab und benutzt sie auch heute noch als Fahrrad-Eigenmarke.

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Diese Hercules W 2000 der zweiten Generation ab Baujahr 1977 ist im Automuseum Nordsee in Norddeich ausgestellt

Felix Wankel – 1902 bis 1988 – war nicht nur ein guter Kaufmann, sondern auch ein begnadeter Techniker.

Was wir jetzt über seine persönliche Vergangenheit in den 1920er Jahren und während der NS-Zeit recherchierten, war allerdings eher von der unappetitlichen Art.

Seine damaligen völkisch-nationalistischen sowie rassistisch geprägten Umtriebe wollen wir nicht weiter breit treten, sie sind im Netz zur Genüge zu finden.

Technisch fühlte sich Felix Wankel dagegen durch keinerlei Lehrsätze beengt.

So  missfielen ihm beim Hubkolbenmotor besonders die auf- und ab stampfenden Kolben sowie die rotierenden Kurbelwellen.

Sein Geniestreich als Konstrukteur bestand darin, ein vorher noch nicht erfundenes Umlaufsystem mit neuartiger Gasabdichtung zu schaffen.

Ein innovativer, dreiecksförmiger Läufer in einem gleichfalls rotierenden Gehäuse ergab so ein viertaktendes Arbeitsspiel.

Unter Federführung von NSU wurde der Motorenbau nach dem Wankel-Prinzip in den 1960er- bis Anfang der 1970er-Jahre von verschiedenen Fahrzeug-Herstellern dann deutlich voran getrieben.

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Äussere Details am Wankelmotor der Hercules W 2000 – Automuseum Nordsee nahe Norddeich

Die von uns fotografierten Hercules W 2000 Maschinen haben wir in den folgenden Auto- bzw. Motorrad-Museen aufgespürt:

Im Nostalgie-Museum in Syke-Okel kann man an einem beweglichen Funktionsmodell die rotierende Arbeitsweise des Wankelmotors sehr gut nachvollziehen.

Das Museum Fichtelberg in Franken besticht unter anderem dann auch durch seine ausführliche Wankel-Abteilung.

Das ebenfalls mit einem Foto vertretene Automuseum Asendorf an der Bundesstrasse 6 zwischen Nienburg/Weser und Bremen existiert leider nicht mehr.

Trotz der jeweils engen Platzverhältnisse in den jeweiligen Motorrad-Ausstellungen, glauben wir, Ihnen hier insgesamt doch einen recht ordentlichen optischen Eindruck dieses Ausnahme-Motorrades geben zu können.

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Eine Hercules W 2000 der zweiten Generation ab Baujahr 1977, ausgestellt im PS-Speicher in Einbeck, Niedersachsen

Das Fahrzeugmuseum mit der umfassendsten Wankel-Abteilung in ganz Deutschland soll das

sein. Dieses haben wir bislang noch nicht besuchen können, der direkte Link zur Website des Museums bietet aber alle nötigen Besucherinformationen. Auf der Website der

kommen dann die Motorradfans voll auf ihre Wankel-Kosten… bis ins allerletzte Detail.

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Diese Hercules W 2000 der zweiten Generation ab Baujahr 1977 ist im Automuseum Nordsee in Norddeich zu bewundern

Automobile und Motorräder mit Wankelmotor – ein spannendes Thema längst vergangener Fahrzeug-Geschichte.

Bereits im Mai 2014 veröffentlichten wir hier auf Edle-Oldtimer.de unseren ersten Foto-Bericht über die Automobile und Motorräder mit Wankelmotor, die in den 1960er- und 1970er-Jahre die Motorwelt zu revolutionieren schien.

Mittlerweile wies dieser beliebte Wankel-Artikel durch ständige Zugänge vieler neuer Fotos und durch erweiterte Texte eine erhebliche Überlänge auf.

Jetzt haben wir durch Trennung der automobilen sowie der Zweirad-Entwicklung mehr Klarheit und natürlich auch mehr Platz für neue Impressionen geschaffen.

Freunde der automobilen Oldtimer-Fraktion finden die Foto-Porträts der damals so innovativen Fahrzeuge von NSU, Mazda und Mercedes-Benz nun unter dem Titel

                                          Oldtimer-Automobile mit Wankelmotor

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in unserer Kategorie ‚Deutsche Oldtimer‘. Have a look and enjoy your life!

Die Wankel-Fahrzeuge… NSU Spider – NSU RO 80 Limousine – Mazda RX 7 – Mercedes-Benz c 111 – Hercules W 2000

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Eine Hercules W 2000 GS ohne Gebläse-Kühlung, nur zwei dieser Motorräder wurden für den Geländesport gefertigt – Automuseum Fichtelberg

Kreiskolben- oder auch Wankelmotoren – eine geniale Fehlentwicklung oder neue Chance?

Die Wankel-Fahrzeuge… NSU Spider – NSU RO 80 Limousine – Mazda RX 7 – Mercedes-Benz c 111 – Hercules W 2000

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