1971 war’s – mit einem tschechischen Oldtimer von Prag zur Burg KarlÅ¡tejn …und zurück!
Sorry, liebe Oldtimer-Fans. bei der Recherche für diesen Artikel haben wir uns mächtig geirrt!
Es handelt sich bei diesem tschechischen Fahrzeug der 1920er-Jahre nicht um einen Å koda Oldtimer, sondern offensichtlich um einen Walter, höchstwahrscheinlich vom Typ Junior, einem Prager Lizenzbau des Fiat 508. Â
Wir danken unseren aufmerksamen Lesern aus der Tschechischen Republik für diesen nicht unerheblichen Hinweis!
Damals war’s… konnte es Ostern im Jahre 1971 ein grösseres Oldtimer-Abenteuer als dieses hier geben?Â
Immer wieder gerne erzähle ich von alten Zeiten und ganz besonders gerne von abenteuerlichen Reisen. Und konnte es 1971, mitten im ‚Kalten Krieg‘, eine abenteuerlichere Reise als ein selbstorganisierter Besuch hinter dem Eisernen Vorhang in der Tschechoslowakei gegeben haben?
Schreib‘ das auf – wie war das damals und was habt Ihr in Eurer Jugend so gemacht? Macher oder Mitläufer, das wollen die jungen Leute von heute wissen!
Nun gut, da es sich auch um eine spannende Oldtimer-Ausfahrt handelt, ist mein kleiner Bericht hier auf Edle-Oldtimer.de doch gut aufgehoben. Oder etwa nicht?
 Herzklopfen und Bombenstimmung – schon die Anreise nach Prag war spektakulär und aufregend!
Der 9. April 1971 war ein herrlich sonniger Tag. Die helle Aufregung herrschte allerdings auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen. Es war ein Anruf eingegangen, dass in der Lufthansa-Maschine nach Frankfurt eine Bombe versteckt sein sollte. Überall Polizei mit Maschinenpistolen und ein Bombenräum-Kommando. Es war eine unruhige Zeit damals und… es war meine Maschine!
Zum Glück wurde keine Bombe gefunden, trotzdem musste jeder Passagier sein Gepäck zur Erhöhung der Sicherheit selber in die Maschine einladen. Mit heftiger Verspätung ging es dann endlich mit Schwung, Schub und Turbinen-Geheul  in die Luft, ein mulmiges Gefühl aber blieb. Wenn ‚die‘ nun die Bombe nicht gefunden hatten?
Ein Stein viel mir nach der Landung in Frankfurt vom Herzen, der Weiterflug nach Umstieg in einen anderen Lufthansa-Flieger mit dem Ziel Prag war dann nur noch ein kurzes Kinderspiel.
Bei den komplizierten Einreise-Formalitäten auf dem Prager Airport in die damals streng kommunistische Tschechoslowakei versäumte ich dann – mit vorprogrammiertem Ärger – mich in die lange Schlange zum obligatorischen Zwangsumtausch anzustellen, so schnell wollte ich nach den Aufregungen jetzt per Taxi ins gebuchte Hotel.
Auf der Suche nach einer Unterkunft in Prag wird diese und… ein Oldtimer gefunden!
In Prag war ich für die Osterzeit 1971 mit einem Schulfreund verabredet, der mit dem Zug aus München angereist war. Dieser Freund hatte ein Problem, denn er hatte keine Übernachtungsmöglichkeit für diese Zeit in Prag gefunden, auch das Prager Fremdenverkehrsbüro konnte nicht helfen. Nicht das kleinste Zimmer war wegen des österlichen Besucheransturms mehr frei.
Was tun, sprach Zeus? Na, zur Beruhigung sind wir erst einmal zur berühmten Karlsbrücke, die seit Jahrhunderten die Moldau überspannt, spaziert. Leichtsinnig und unerfahren tauschte ich dort auf offener Strasse erfolgreich meine harten DM in tschechische Kronen – natürlich ’schwarz‘ und zu einem Bombenkurs. Jetzt gehörte Prag uns, das Oster-Abenteuer 1971 konnte beginnen.
Auf der Kopfsteinpflaster-Strasse am rechten Ende der Karlsbrücke, vor dem Tor zur Prager Altstadt, entdeckten wir dann etwa gleichaltrige junge Leute, die gerade an der Elektrik eines uralten Autos schraubten – dem hier vorgestellten Škoda 422, gebaut irgendwann zwischen 1930 und 1932.
Mit englischen und deutschen Sprachbrocken sowie per Hand und Fuss erklärten wir die Situation der nicht vorhandenen Unterkunft und… uns wurde geholfen.
Nicht nur, dass mein Freund ein Dach über dem Kopf bekam, auch wurden wir zu Käsefondue am Abend und zu einer Ausfahrt im Oldtimer zur Burg KarlÅ¡tejn für den nächsten Tag eingeladen.
So schön konnte die Völkerverständigung unter der Jugend auch während des kalten Krieges sein!
Burg KarlÅ¡tejn wir kommen – der spannende Oldtimer-Ausflug beginnt!
Wenn mein Sohn heute für einen Ausflug in seinen Škoda Yeti steigt, schnallt er sich an, dreht den Schlüssel im Zündschloss, und… fährt los. Gegebenenfalls gibt er vorher noch das gewünschte Ziel in das Navi ein.
So einfach war 1971 die Abfahrt mit dem Škoda-Oldtimer der 1930er-Jahre beileibe nicht. Ganz abgesehen davon, dass es 1971 noch keine Navigationsgeräte gab, mussten doch so einige wichtige Vorbereitungen getroffen werden.
Luftdruck-Kontrolle der alten, schon etwas porösen Reifen, Wasser- und Öl-Kontrolle für den eher leistungsschwachen 1200er-Vierzylinder waren notwendige und auch wichtige Rituale vor der jeweiligen Abfahrt. Na ja, und die Elektrik hatte ja auch so ihre Macken.
Eine Meisterin hinter dem Volant in der Beherrschung aller Oldtimer-Tücken
Unsere reizende und tapfere tschechische Fahrerin, deren Namen ich leider vergessen habe, setzte das altertümliche Gefährt in Gang und los ging es auf einer wenig befahrenen Landstrasse.
Wer nun glaubt, dass die dreissig Kilometer lange Fahrt zu unserem historischen Ausflugsziel südwestlich von Prag einfach so ereignislos an uns vorbei rauschen würde, hat sich mächtig getäuscht.
Unser gemeinsamer Schicksalsgefährte für diese Ausflugsfahrt, der Škoda 422, war nämlich auch im Jahre 1971 schon ein betagter Oldtimer und keineswegs restauriert oder technisch aufgemotzt, wie es sich ansonsten für edle Oldtimer der heutigen Zeit gehört.
Betagt, schwierig zu fahren und wartungsintensiv – der Škoda 422 Oldtimer
Kaum unterwegs, fing schon der Kühler an zu kochen und zwang uns mehrfach zu ausserplanmässigen Aufenthalten entlang der hügeligen Strecke. Des öfteren kamen Wasserdampfschwaden auch über die zur Lüftung leicht nach vorn ausgestellte Frontscheibe zu uns in den Innenraum.
Gleich nebenbei wurde stets immer wieder der Füllstand des Motoröls geprüft und auch mal der Reifen-Luftdruck. Bergauf, oder besser hügelauf, ging es mangels Leistung des asthmatisch röchelnden Vierzylinders – einige seiner 22 PS waren wohl schon verloren gegangen – und der schweren Fuhre mit vier Personen nur im Schneckentempo.
Die meisten Sorgen machte ich mir als Beifahrer aber darüber, dass der Wagen nie dort hin fuhr, wohin ihn unsere charmante Fahrerin lenkte. Dabei hatte die Lenkung nicht nur gehörig Spiel, auch der Geradeauslauf war absolut nicht gegeben. Können Sie das auch… gerade aus bei der Lenkradstellung gerade aus fahren, wenn das Fahrzeug immer zum rechten Strassenrand will?
Nun gut, unsere Fahrerin, mit den Tücken des Objekts vertraut, konnte es mit gezielt vorsichtigem Gegenlenken unter Berücksichtigung des Lenkradspiels und so kamen wir tatsächlich nach anderthalbstündiger Fahrt mit den beschriebenen kurzweiligen Pausen und 30 Kilometern Strecke bei der mächtigen Burganlage des Mittelalters an.
Der Rückweg nach der Besichtigung des imposanten Bauwerks verlief ähnlich, oftmals dachte ich dabei, dass der Motor seine Arbeit endgültig einstellen wollte, aber er hielt dann doch durch.
Echte Oldtimer-Abenteuer, gibt es sie heute auch noch?
Die aufwändige Recherche nach dem Fahrzeughersteller und nach dem richtigen  Oldtimer-Modell
Wie bei uns, in England und den Vereinigten Staaten, gab es auch in der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit eine ganze Reihe von Automobil-Herstellern, die längst vom Markt verschwunden sind.
So war es gar nicht so selbstverständlich, dass dieser Oldtimer ein Urahn der heute so beliebten und technisch perfekten Škodas der heutigen Zeit sein könnte. Auch zeigten die frisch eingescannten Fotos von unseren alten Rollei-Rollfim-Negativen keinen Namens-Schriftzug oder ein Firmenlogo. So war es schon schwierig festzustellen, dass es sich tatsächlich um einen Škoda handelte.
Aber welches Modell und von wann? Bedauerlicherweise ist weder auf der offiziellen deutschen noch der tschechischen Škoda-Website die komplette Firmen-Historie mit Abbildungen dargestellt. Glücklicherweise war unsere Suche dann doch aber mit Erfolg gekrönt – ein Å koda 422 ist’s!
Å koda-Automobile in den frühen 1930er-Jahren – die grosse Vielfalt
In den frühen 30er Jahren produzierte Å koda Auto in Mladá Boleslav eine breite Palette von Fahrzeugen. Dabei konzentrierte man sich eher auf die untere Preis-Kategorie.
Die Fahrgestelle der Typen 422, 430 D, 645, 650 und 860 hatten ein fast identisches Design, das sich nur in der Größe, dem Radstand und in verschiedenen Details unterschied. Das Werk lieferte verschiedene Arten von Aufbauten, wie Sport-Roadster, Coupés, Limousinen und Lastkraftwagen. Optional konnten die Kunden damals ‚ihren‘ Å koda aber auch ganz individuell gestalten lassen.
Der Å koda 422 wurde im Jahre 1929 als kleinster Fahrzeugtyp und kleineres Schwestermodell des Å koda 430 vorgestellt und war als viertürige Limousine, zweitüriger Tudor Phaeton, Cabrio, Coupé oder Landaulet verfügbar.
Der wassergekühlte, seitengesteuerte Vierzylinder-Viertakt-Motor hatte einem Hubraum von 1195 ccm und eine Leistung von 22 PS, entsprechend 16 kW. Er beschleunigte das je nach Ausführung 730 bis 1.000 kg schwere Fahrzeug bis auf 75 kmh Höchstgeschwindigkeit. Über das an den Motorblock angeflanschte Getriebe und eine Kardanwelle wurde die Antriebskraft an die Hinterräder geführt. Der Rahmen bestand aus genieteten U-Stahl-Profilen.
Die Produktion endete im Jahr 1932, insgesamt wurden 3.435 Wagen des Typs Škoda 422 hergestellt.
Ein kleiner Steckbrief – der Škoda 422 in Zahlen und Daten
- Hersteller-  Škoda Auto, Mladá Boleslav ,Tschechoslowakei
- Produktionszeitraum – 1930 bis 1932
- Vorgänger-Modell –Â Å koda 420
- Hubraum – 1195 ccm
- Bohrung x Hub – 65 x 90 mm
- Verdichtungsverhältnis – 5.5
- Vergaser –Â Zenith 26 U
- Max Leistung – 22 PS ( 16 kW ) bei 2800 U/min
- Übertragung – 3-Gang-Getriebe
- Reifen –Â 4,50-4,75 x 18
- Mechanische Trommelbremsen
- Höchstgeschwindigkeit – 75 kmh
- Kraftstoffsystem – Schwerkraft
- Kraftstoffverbrauch – 9 l auf 100 km
- Länge 3970 mm –Â Breite 1600 mm –Â Höhe 1650 mm
- Radstand 2600 mm – Spur vorne und hinten 1300 mm
Wie schön, dass wir doch noch so viele Einzelheiten zu unserem Abenteuer-Oldtimer Å koda 422 finden konnten. Ob unser gezeigtes Exemplar es wohl bis in die heutige Zeit geschafft hat? Vielleicht sogar perfekt zum edlen Oldtimer restauriert? Das ist eher unwahrscheinlich, aber wer weiss?
Die mächtige Burg KarlÅ¡tejn oder – auf deutsch – Karlstein
Die riesige und sehr sehenswerte Burganlage Karlstein wurde 1348 vom späteren Kaiser Karl IV. gegründet, nachdem er zum römisch-deutschen König gewählt worden war. Von etwa 1350 bis 1421 beherbergte sie die Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches. Also insgesamt auch ein deutsches Thema!
Heute gehört die Burg KarlÅ¡tejn zur gleichnamigen Gemeinde, die rund 30 km südwestlich von Prag in Tschechien liegt. Die mächtige Burg wird nach wie vor von vielen Prag-Besuchern aufgesucht, ein klasse Ausflugsziel.
Aber… von einer solch abenteuerliche Fahrt, wie wir sie Ostern 1971 hatten, wird wohl niemand mehr berichten können!
Ein Visum für Prag – warum das denn?
Seit vielen Jahren sind wir es, dank des Schengen-Abkommens gewohnt, innnerhalb der Europäischen Union ohne fühl- und spürbare Grenzen zu reisen. Natürlich auch von Deutschland nach Tschechien.
Nur die Älteren unter uns wissen noch, wie undurchlässig so manche Grenze zur Zeit des ‚Kalten Krieges‘ gewesen ist. Und auch… wer wollte schon freiwillig in den Ostblock reisen? Aber die ‚Goldene Stadt‘ Prag an der Moldau lockte schon damals mit ihrer ausserordentlichen Anziehungskraft. Hinzu kam für uns Westdeutsche die enorme Kaufkraft unserer harten DM, besonders natürlich auf dem nicht ganz ungefährlichen Schwarzmarkt.
Also beantragte unser Autor ein Visum für die Tschechoslowakei, buchte Flug sowie Hotel und… den Rest der Geschichte lesen Sie oben!
Das professionelle Einscannen der 43 Jahre alten Rollei-6×6-Negative erfolgte beim leider nicht mehr existenren Foto.studio 12 in Wunstorf bei Hannover.
Sorry, liebe Oldtimer-Fans. bei der Recherche für diesen Artikel haben wir uns mächtig geirrt!
Es handelt sich bei diesem tschechischen Fahrzeug der 1920er-Jahre nicht um einen Å koda Oldtimer, sondern offensichtlich um einen Walter, höchstwahrscheinlich vom Typ Junior, einem Prager Lizenzbau des Fiat 508. Â
Wir danken unseren aufmerksamen Lesern aus der Tschechischen Republik für diesen nicht unerheblichen Hinweis!
Edle Oldtimer – eine spannende Foto-Parade klassischer Automobile aller Epochen!
Tags: fiat 508 lizenz, Å koda 422, Å koda oldtimer, tschechische oldtimer, waler automobile prag, walter junior
Moin helmut
eine tolle Geschichte. Nur zur Info,ich bin am 30.Mai 1971 von Bremen nach Chicago,USA abgeflogen,und wie du weisst,hier hanegen geblieben. Auch war ich mit meinem Sohn im Mai 2912 auch per Auto in Prag Das war auch eine Geschichte wert.
Der Skoda hatte 1195 cc mit 22 ps,meine Honda Goldwing hat 1500 cc mit 92 ps
ich melde mich wieder
mfg
Rolf
Hallo, Rolf in Chicago!
Herzliche Grüsse über die grosse Pfütze, lieber Rolf!
Für das kommende Frühjahr plane ich wieder einmal eine, diesesmal etwa zehntägige, abenteuerliche Fahrt – zur Wassertal-Waldeisenbahn in die Karpaten ins rumänische Transsylvanien ( Graf Dracula lässt grüssen ). Natürlich komfortabel abgefedert durch die Citroen-typische Hydractiv-III-Federung. Ein Zwischenstopp soll auch in Prag eingelegt werden!
Wer hält dagegen?
Guten Tag, ich mus schreiben, dass dieses Auto ist nicht Å koda 422. Ich weisst das auf 100%, weil ich habe ein stuck Å koda 422. Moglich ist dieses auto Walter Junior (tschechische Licenz Fiat), aber Å koda nein… Gruss Martin ÄŒech, Tschechien
Hallo, Martin!
Besten Dank für den Hinweis. Es ist so schwierig, gute Informationen zu finden!
Ich werde versuchen, weiter zu recherchieren und den Artikel umschreiben!
Vielen DanK, Helmut Möller
Danke für die gut erzählte Geschichte.
Ich merke wie gut wir es haben. habe gerade das Buch „Der Stoff aus dem die Träume sind…“ gelesen und suchte nach Skoda Oldtimern im Netz. Dann diese Geschichte von Ihnen. Ihr jungen Leute sofern Ihr das hier lest. Macht Euch mit Optimismus u. friedvollem Herzen auf die Suche nach Abenteuern u. entdeckt „unsere alten Maschinen“ wieder habt Mut.
Sehr geehrte – das Auto war nicht Skoda 422, sondern tschechische Walter, nach Fotos höchstwahrscheinlich typ Junior, was war Prager Lizenzwagen von Fiat 508.
Vielle Grüsse
Petr Hostalek